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1995-02-23
|
11KB
|
252 lines
#Titel Cannabis-FAQ
#Logo pinsel/ag.grundlagen
#C32
#Font Frankfurter 16
FAQ: Cannabis
#Font topaz 8
Informationen über Cannabis
#C31
Einleitung
#C21
Dieser Text wurde verfasst mit der Absicht, ein paar Fakten in die Diskussion
ueber Cannabis in de.alt.drogen zu bringen.
#C31
Botanik
#C21
Cannabis ist der wissenschaftliche Name der Pflanzengattung Hanf, die zur
Unterfamilie der Hanfartigen (Cannaboideae) gehoert (Familie der
Maulbeergewaechse).
Die Cannabispflanze kommt bis auf die Regenwaelder und die Polargegenden auf
der ganzen Welt vor. Bekannte Arten sind unser einheimischer Faserhanf
(Cannabis sativa) und der indische Hanf (Cannabis indica).
#Seitenende
#C31
Chemie
#C21
Die wirksamen Inhaltsstoffe (Cannabinoide) von Cannabis, darunter besonders
das THC (Tetrahydrocannabinol), finden sich im Harz der Pflanze, das in
speziellen Harzdruesen an den Bluetenstaenden und jungen Blaettern besonders
der weiblichen Pflanze gebildet wird. Die maennlichen Pflanzen enthalten
ebenfalls Cannabinoide, jedoch in rassentypisch geringerer bis meist deutlich
geringerer Konzentration.
THC ist wasserunloeslich (loest sich nur in Fetten oder fluechtigen Substanzen
wie Alkohol).
#C31
Wirkung
#C21
Der Zeitraum, der vergeht, bis die ersten Wirkungen spuerbar werden, haengt
von der Art des Konsums ab. Wird Cannabis geraucht, so stellen sich erste
Wirkungen bereits innerhalb weniger Minuten ein (volle Wirkung nach 10 bis 20
Minuten). Der Rausch haelt zwei bis drei Stunden an. Wird Cannabis oral
konsumiert (siehe "FAQ: Marihuana Essen") - z.B. im Tee aufgeloest getrunken -
so vergeht etwa eine Stunde, bis die Wirkung einsetzt. Der Rausch kann dann
aber 10 Stunden oder laenger dauern.
#Seitenende
Die am haeufigsten berichteten koerperlichen Wirkungen des Cannabisgebrauchs
sind eine mehr oder minder ausgeprägte Mundtrockenheit, spuerbare
Beschleunigung des Herzschlages bis hin zu deutlichem, gelegentlich auch
unangenehm erlebtem Herzklopfen. Darueber hinaus kann es zu Anfaellen von
Heisshunger, vor allem von Hunger auf Suesses kommen.
Die im folgenden aufgefuehrten Wirkungen sind den Berichten einer groesseren
Zahl von Konsumenten entnommen. Es handelt sich somit um subjektive
persoenliche Erfahrungen Dass die aufgezaehlten Wirkungen meist positiv erlebt
wurden, mag daher Zufall sein. Ebensowenig sind die berichteten Verbesserungen
der Sinnesleistung objektiver Natur, sondern entspringen dem subjektiven
Eindruck des von Cannabis Berauschten.
Der Einfluss von Hanf auf die Sinne wird meist als besonders beeindruckend
beschrieben. Beim Sehen werden die Farben in der Regel sehr viel klarer und
leuchtender erlebt. Das Hoeren, das Erleben von Klang und insbesondere von
Musik werden ebenfalls intensiviert.
#Seitenende
Nicht nur Gerueche werden intensiver erlebt, sondern auch das mit diesem Sinn
eng verbundene Geschmackserlebnis veraendert sich und erscheint dem
Konsumenten deutlich verfeinert und intensiviert. Vor allem Suesses, besonders
aber Schokoladehaltiges erfreut sich unter Cannabisberauschten grosser
Beliebtheit.
Die Stimmung wird meist von einem entspannten Gluecksgefuehl, von Heiterkeit
bis hin zur Albernheit bestimmt. Haeufig stellt sich eine lose Folge
unzusammenhaengender Gedanken ein. Bei etwas hoeheren Dosierungen kann es zum
subjektiven Erleben des Einsseins mit der umgebenden Natur, zu
ekstatisch-visionaerenm aber auch zu meditativ kontemplativen Zustaenden
kommen.
Da die Grenze zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein durchlaessiger wird,
koennen vermehrt Erinnerungen an laengst vergessen geglaubte Erlebnisse im
Bewusstsein auftauchen.
In der Regel kommt es nur beim Konsum sehr hoher Dosen zu optischen und
akustischen Halluzinationen.
#Seitenende
Wie ein Rausch erlebt wird, ist im allgemeinen von den folgenden Faktoren
abhaengig: von der Dosis, von der Umgebung, in der konsumiert wird, und von
der inneren Einstellung zur Droge. Erfahrene Konsumenten vermoegen den Rausch
und das darin Erlebte sehr weitgehend zu steuern. Ausserdem verschwinden bei
langjaehrigen Gewohnheitsrauchern viele der genannten Wirkungen oder werden
zumindest als schwaecher empfunden.
Medizinisch hat Cannabis bei folgenden Erkrankungen positive Wirkungen
gezeigt: erhoehter Augeninnendruck (Glaukom), Krampfneigung, Epilepsie,
Asthma, schwere Uebelkeit und Brechreiz. Synthetisches THC wurde in den
vergangenen Jahren haeufig in den USA verordnet, um bei chemotherapeutisch
behandelten Krebs- und AIDS-Patienten mit dem starken Brechreiz, der bei
solchen Behandlungen auftritt, fertig zu werden.
Auch bei einigen Allergie-Symptomen (z.B. Heuschnupfen-typischen Juckreiz im
Bereich Hals-Nasen-Ohren-Augen) soll Cannabis geraucht Linderung verschaffen.
#Seitenende
#C31
Nebenwirkungen
#C21
Menschen mit Kreislaufschaeden sollten mit Cannabis vorsichtig umgehen, da die
Pulsfrequenz erhoeht wird. Schaeden am Immun- und Fortpflanzungssystem werden
zwar immer wieder behauptet, sind aber nicht bewiesen. Das Rauchen von
Cannabis kann zu Lungenschaeden fuehren. Diese sind im Vergleich zum Schaden
durch gewohnheitsmaessiges Tabakrauchen aber eher als gering einzustufen.
Die Leistung des Kurzzeitgedaechtnisses ist unter Einfluss von Cannabis
reduziert. Wie andere Rauschmittel oder Medikamente kann Cannabis
moeglicherweise latent bereits vorhandene Psychosen zum Ausbruch bringen.
Menschen mit Neigungen zu psychischen Stoerungen sollten ebenso auf Cannabis
verzichten wie diejenigen, die sich damit sozial unertraeglichen Situationen
entziehen wollen.
Koerperliche Entzugserscheinungen sind bei Cannabis praktisch nicht zu
beobachten. Allenfalls koennen Irritierbarkeit, Nervositaet und innere Unruhe
fuer einen kurzen Zeitraum auftreten. Psychische Gewoehnung tritt gelegentlich
auf.
Insbesondere wenn Cannabis zu haeufig im Uebermass eingenommen wird, kann es
in Einzelfaellen zu sogenannten Flashbacks, Rauschzustaenden ohne vorherige
Drogeneinnahme, kommen.
Ebenfalls zu den seltenen Erlebnissen gehoeren angstbeladene Zustaende unter
Cannabis. Wenn, dann kommt dies vor allem bei hohen Dosen und ungeuebten
Benutzern vor. Da die Intensitaet von Halluzinationen unter Cannabis weniger
ausgepraegt ist, ist dieser Zustand in der Regel schnell durch Zuspruch und
evtl. durch Verabreichung zuckerhaltiger Getraenke beherrschbar. Unbewusste
Aengste des Benutzers werden hier eine groessere Rolle spielen als die direkte
Drogenwirkung.
Einzelne Autoren, insbesondere Nahas, berichten von wesentlich
schwerwiegenderen Nebenwirkungen durch Haschischkonsum. Nahas ist allerdings
selbst in der Fachwelt sehr umstritten, nicht zuletzt auch deshalb, weil seine
Erkenntnisse primaer auf der Zwangsfuetterung von Nagetieren mit uebergrossen
Mengen von Cannabis beruhen. Neuere Autoren, z.B. Prof. Dr. Dominiak, weisen
eine Uebertragbarkeit dieser Versuche auf den Menschen zurueck.
#C31
Geschichte
#C21
Der Hanf ist eine der aeltesten Nutzpflanzen der Menschheit. Er liefert nicht
nur Fasern, sondern auch naehrstoff- und oelreiche Samen. Besondere Verehrung
brachte ihm aber die Verwendung als Heilpflanze, als rauscherzeugendes
Genussmittel, als Aphrodisiakum und als Sakrament zur Erzeugung von
religioesen Ekstasen ein.
So ist es nicht verwunderlich, dass der Hanf bereits vor beinahe 3000 Jahren
in griechischen, indischen und chinesischen Schriften als hochgeschaetzte
Pflanze beschrieben wurde. Sein Gebrauch ist allerdings noch aelter, wie
verschiedene 6000 Jahre alte Funde belegen.
#C31
Der H.A.N.F. e.V.
#C21
Der H.A.N.F. (Hanf Als Nutzpflanze Foerdern) e.V. hat sich im August 1992 in
Koeln gegruendet. Sieben Vorstandsmitglieder aus Berlin, Wuppertal, Koeln,
Paderborn und Bremen und Aktive aus vielen Staedten bilden seitdem
Arbeitsgruppen, organisieren Oeffentlichkeitsarbeit und bauen ein bundesweites
Netzwerk auf. Informationsveranstaltungen und ein Konzert in Koeln sind bisher
die ersten Schritte, den Verein der Oeffentlichkeit vorzustellen. Er haelt
Kontakt mit dem Verein Schweizer Hanffreunde, der englischen Legalize Cannabis
Campaign, der amerikanischen Business Alliance for Commerce in Hemp, NORML,
EIGDU und anderen internationalen Anti-Prohibitions-Initiativen.
Der Verein will mit seiner Arbeit den Hanf wieder in die Rolle zurueckfuehren,
die er jahrtausendelang fuer die Menschheit gespielt hat: Eine Kulturpflanze
mit unvergleichbarer Vielfalt an Nutzungsmoeglichkeiten.
Die Entkriminalisierung der HanfraucherInnen ist natuerlich ein Hauptaspekt
der Vereinsarbeit.
#C31
Auszuege aus der Satzung des H.A.N.F. e.V.:
#C21
Vereinszweck
============
Das Ziel des Vereins ist die Foerderung des Hanfes als Nutzpflanze,
insbesondere durch:
o Information ueber die Hanfkultur
o Information ueber die oekologische, wirtschaftliche und medizinische
Nutzung der Hanfpflanze
o soziale Beratung und politische Aufklaerung
o Forderung einer Trennung von Hanf und den sogenannten 'harten
Drogen' im Gesetz
o wissenschaftliche Auseinandersetzung fuer eine objektive Aufklaerung
und Meinungsbildung gegen die herrschende Desinformation
Zur Erreichung dieser Ziele soll auf demokratischem Weg auf die europaeische
Gesetzgebung eingewirkt werden.
Der Verein ist selbstlos taetig. Mittel des Vereins duerfen nur fuer die
satzungsmaessigen Zwecke verwendet werden.
Wer Mitglied werden will, ueberweist einfach den Jahresbeitrag (derzeit 25.-)
auf folgendes Konto:
#C10
Postgiroamt Koeln
BLZ 37010050
Kto-Nr 478691-505
#C21
Bitte auf dem Schein die Adresse angeben oder (besser) einen separaten Brief
mit der Adresse an den Verein schicken.
Hier die Kontaktadressen des Vereins:
#C10
Koeln: Berlin:
Postfach 10 15 09 Eva Hodge
50455 Koeln Schlossstrasse 19
Tel.: 0221/2583338 14059 Berlin
Tel.: 030/3429526
#Seitenende
#C31
Bibliographie
#C21
Ausfuehrliche Bibliographien zum Thema "Cannabis" sind Legion. Das "FAQ:
Literatur" von Bert M. Schuldes ist ein exzellenter Anfangspunkt.
#C31
Credits
#C21
Ein besonders grosses Dankeschoen geht an Bert M. Schuldes fuer die Erlaubnis,
aus seinem Buch "Psychoaktive Pflanzen" abzuschreiben (die ich auch schamlos
ausgenutzt habe; 99% der Abschnitte "Wirkungen" und "Nebenwirkungen" sind aus
dieser Quelle).
#C31
Ausserdem haben noch mitgeholfen:
#C21
Marc Aurel <4-tea-2@bong.saar.de>
Achim Friedrichs <pla_jfr@pki-nbg.philips.de>
#C31
Sascha Wildner, Am Druvendriesch 27, 50354 Huerth, Germany
#C21